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KN-Online: Zu teuer, Narren in Kiel ohne Prinzenpaar

An der Schnapszahl liegt es weniger, wohl aber am finanziellen und zeitlichen Aufwand: In dieser närrischen Session wird es kein 66. royales Oberhaupt des Kieler Karnevals geben.

 

Doch Not macht bekannterweise erfinderisch, und so haben sich die Jecken eben etwas anderes einfallen lassen: Am 7. Januar ziehen um 11.11 Uhr rund 30 Ex-Tollitäten ganz pompös im Kieler Rathaus ein.

Zu Beginn des Kieler Karnevals 1950 gab es nur Prinzen, im Laufe der 60er-Jahre begannen dann Prinzenpaare über ihr närrisches Volk zu regieren – damals noch in den Farben der jeweiligen Gesellschaften, mit Übernahme durch das Komitee Kieler Karneval (KKK) dann nur noch in den Farben Rot und Weiß.

 

„Damals war es eine Ehre, als Paar von den Karnevalsgesellschaften ausgesucht und gefragt zu werden“, erklärt KKK-Präsident Klaus Helmut Volkmann, der mit seiner Frau 1969 selbst eine Session lang regierte. Auch Ulrich Wöhlert vom KKK-Senat gehörte 1995 zur erlauchten Runde der royalen Paare. „Das war eine lange Session mit bis zu 50 Auftritten. Man wurde sehr hofiert, das war schon eine besondere Situation“, erinnert er sich gerne. Als besonders aufregend empfand er den Einmarsch in die Säle mit Fanfarenzug und einem Tross von 40 Leuten. „Das erzeugte richtig Kribbeln und Gänsehaut“, beschreibt Wöhlert.

 

Seit ein paar Jahren wird es aber immer schwieriger, Paare zu finden, die bereit sind, viel Zeit und Geld in die rund 25 royalen Auftritte der Session zu investieren. „Jeder, der sich berufen fühlt, reden und repräsentieren mag, kann bei uns Prinzenpaar werden“, zählt Volkmann die Bedingungen auf. Über die Höhe des finanziellen Aufwandes spricht er ungern, so unterschiedlich hoch kann er sein. „Das kann jeder selbst entscheiden, ob er sich ein Kostüm schneidern lässt oder sich eines von der Stange kauft“, erklärt er ein Beispiel für die Ausgaben. Ihm habe immer schon mehr der soziale Aspekt des Kieler Karnevals am Herzen gelegen.

 

So wie auch in diesem Jahr wieder: Die Spenden der Session 2017 gehen diesmal an das Autonome Mädchenhaus Kiel, das Mädchen und jungen Frauen hilft, die von psychischer, physischer, rassistischer oder sexualisierter Gewalt bedroht oder betroffen sind. Aber nicht nur die Spenden, sondern auch die vielen besonderen Veranstaltungen sind den Narren naturgemäß ein wichtiges Anliegen. So zum Beispiel der 52. Seniorenkarneval in der Sparkassen-Arena, der bereits auf der Kippe stand.

 

Gemeinsam mit der Stadt fand sich jedoch eine Lösung und so dürfen sich die alljährlich rund 3500 Senioren am 22. Januar wieder auf ein buntes Programm in der Sparkassen-Arena freuen. Kostenlose Eintrittskarten gibt es auf Nachfrage bei der Förde Sparkasse, der Eintritt ist aber auch ohne Karte möglich.

 

Von Karina Dreyer Artikel veröffentlicht: Freitag, 30.12.2016 07:00 Uhr

 

(Fotos & Text: www.kn-online.de)

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13.11.24

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